Liebe I Liq Chuan Schüler und Instruktoren,
wenn ich jetzt zu Jahresbeginn 2016, auf meine Reise zurückblicke, möchte ich Euch allen dafür danken, dass Ihr mir folgt und meiner Führung vertraut. Ich bin dankbar ein so unterstützendes Netzwerk an Schülern zu haben, die danach streben ihr Verständnis zu vertiefen und meiner Lehre immer mit der größtmöglichen Achtung begegnet sind. Dankbar bin ich auch für alle, die mir in den frühen Jahren vertraut haben und mir gefolgt sind, bevor der Lehrplan systematisiert wurde, und die sich mit dem Wandel mitverändert haben.
Ich schätze euch alle für eure Suche, Anerkennung und Würdigung der Aspekte der Kultivierung im I Liq Chuan, und ich bin stolz darauf, dass es an der Zeit ist, diesen kultivierenden Prozess unserer Kunst zu charakterisieren. Dieser Prozess wird von jetzt an “Zhong Xin Dao” genannt. Während meiner Zeit im Chuang Yen Kloster begann ich mit der Entwicklung und besseren Verdeutlichung der Philosophie und der Sichtweise, die mein Verständnis der Kampfkunst angetrieben haben. Ich bin an dem Punkt gelangt, an dem ich das Gefühl habe, dass es wichtig ist, diese Sichtweise zu definieren und zu benennen.
I Liq Chuan hat sich gewandelt und vervollständigt aufgrund meiner Arbeit auf mehreren Gebieten: der Betrachtung des Kerns des Prozesses, der Reflexion des neutralen Geistes, der neutralen Berührung, letztlich der neutrale Pfad. Diejenigen von euch, die bereits dem Lehrplan und Graduierungsprozess folgen, den ich für I Liq Chuan erstellt habe, sind bereits auf dem Weg des Zhong Xin Dao.
Mit diesem neuen Wendepunkt, bin ich guter Hoffnung, mehr Klarheit rund um die philosophischen Aspekte eures aktuellen Trainings zu schaffen. Ein Weg, um die kultivierenden Aspekte vollständig zu erfassen und sie als etwas zu sehen, dass ich seit den frühen Jahren im Chuang Yen Kloster entwickelt und gestaltet habe und bis heute weiterentwickle.
Leute fragen sich, ob ein Meister sich weiterentwickelt? Natürlich muss man sein Verständnis immer verfeinern und vertiefen. Das ist in den letzten Jahren immer mehr und mehr passiert. Deshalb scheint es, dass sich alles in dieser einen Sache auflöst. Was das bedeutet, ist dass Zhong Xin Dao nicht nur für I Liq Chuan gilt, sondern auch für alle Kampfsportarten und für das gesamte Leben. Für mich überschreitet diese Sichtweise I Liq Chuan - Wir trainieren Kampfkunst zur Selbstverteidigung und um Disziplin und Gesundheit zu fördern.
Aber letztlich, warum trainieren wir Kampfkunst? Das Naturell der Kampfkunst ist, dass der Kontakt im Kampf sofortiges Feedback für das Training der Bereitschaft und Wachsamkeit bietet. Im Mittelpunkt dieser Rückmeldungen gibt es einen Dialog zwischen Geist und Körper, als auch zwischen dir und deinem Gegner. Dieser Geist-Körper-Dialog ist, wo die tiefere Kultivierung beginnt.
Als junger Mann, achtete ich an erster Stelle auf meinen Vater, wenn es um mein Kampftraining ging. Später im Leben, während der Jahre der Arbeit im Kloster, wurde mir ein tieferer Einblick in die Mechanismen der Aufmerksamkeit gewährt, schließlich fand ich eine Sichtweise, die dazu bestimmt war, meines Vaters I Liq Chuan zu verändern. Anfangs nahm ich diese Erkenntnisse auf und wandte sie in der Kampfpraxis an.
Mein Vater lehrte Selbsterkenntnis und auch seinen Gegner zu erkennen. Während meiner Zeit im Kloster realisierte ich, dass man die Ursache und den Effekt betrachten muss, um die Gegebenheiten zu verstehen. Wie können wir in diesem Zusammenhang davon sprechen sich selbst zu erkennen oder überhaupt etwas zu erkennen? Um wirklich etwas zu erkennen, muss man sich fragen, was ist erkennen überhaupt, wie kann man etwas erkennen, und was ist die richtige Referenz? Nur dann hat man das richtige Verfahren um die Bedingungen zu verstehen.
"Im Kern des Zentrums, befindet sich der Weg."
Traditionell wurden hohe Kampffähigkeiten sorgfältig gehütet und nur durch direkten Kontakt und langjähriger persönlicher Anleitung von Angesicht zu Angesicht weitergegeben. Oft wurde nur dem ältesten Sohn der Zugang zu der "Xin Fa" oder dem Mittelpunkt der Kenntnisse über die Kunst selbst gewährt.
Auf diese Weise sicherten sich die Meister eine starke Loyalität und Unterstützung ihrer Schüler. Es war oft nicht praktikabel oder nicht möglich ohne direkten Kontakt diese höchste Fähigkeit einer größeren Gemeinschaft zu übermitteln. Aus diesem Grund gewannen in der Regel nahezu “interne” Nachfolger mehr an Praxis als die breite Gemeinschaft.
Ich hoffte dies zu ändern, ich wollte die höchste Fähigkeit teilen ohne der Verdünnung oder Minderung der Qualität der Übermittlung. Die Entwicklung einer Methodik für die Übermittlung der tiefsten Sorte an Wissen brauchte ich fast zwanzig Jahre. Ich entwarf den Lehrplan des Chin Family I Liq Chuan mit solch hoher Klarheit, dass die Schüler, die nicht immer direkten Zugang zu mir haben trotzdem in der Lage sind, die Essenz zu begreifen, weil die Essenz auf dem Wesen der Natur basiert.
Bewältigung ist ein Erzeugnis der Kultivierung und das Verständnis des Kerns der Dinge. Um mit all meinen Schülern den Weg des Meisterns zu teilen, nicht nur das Meistern der Kampfkunst, sondern die des Meisterns selbst, werde ich euch jetzt in meinen Prozess einführen, ... den Prozess des Zhong Xin Dao.
Ich danke Euch allen für die Verbreitung der Kunst und für die Kultivierung des neutralen Weges.
Mit bestem Dank,
Großmeister Sam F.S. Chin
I Liq Chuan Gatekeeper / Linienhalter
Zhong Xin Dao Begründer
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